Anregungen / Fragen

Ankündigung – Einladung: Workshop und Input „Situationsanalyse“ am 02. April ´25

Im Rahmen einer digitalen Veranstaltung des DemSoz-Promotionsprogramms möchten wir in die Grundlagen der SitA als Theorie-Methoden-Paket einführen und einen Einblick in ausgewählte Forschungsprojekte geben, die mit der SitA gearbeitet haben. Dazu haben wir verschiedene Expert:innen eingeladen, die Inputs liefern und im Anschluss Eure Fragen beantworten. Denjenigen, die bereits mit der SitA arbeiten oder vorhaben, dies zu tun, möchten wir außerdem im Anschluss die Möglichkeit bieten, in Kleingruppen ihre Forschungsprojekte bzw. -ideen in kurzen Impulsen zu skizzieren und diese mit den Expert:innen gemeinsam zu diskutieren.

Eingeladen sind daher sowohl Interessierte, die sich noch nicht intensiver mit der SitA beschäftigt haben als auch Personen, die bereits grundlegende Kenntnisse mitbringen und diese vielleicht auch schon in eigenen Forschungsprojekten umsetzen.

Wir bitten um Anmeldung für den Workshop per E-Mail an janine.birwer@th-koeln.de oder an laura.einhorn@th-koeln.de bis zum 21. März 2025. Eine Teilnahme an einzelnen Teilen der Veranstaltung ist auch möglich. Wenn Ihr Interesse daran habt, ein eigenes Forschungsprojekt im dritten Teil vorzustellen, gebt uns bitte ebenfalls bis zum 21. März 2025 Bescheid. Hier sind die Plätze allerdings begrenzt, daher gilt: First come, first serve.

Programm:

02.04.2025, 14.00 – 17.00 Uhr
Online per Zoom

14.00 Uhr: Allgemeiner Überblick zur SitA; Tamara Schwertel (Universität zu Köln) und Sonja Gaedicke (TH Köln)

15.00 Uhr: Vorstellung von zwei Forschungsarbeiten: Sonja Gaedicke (TH Köln) und Olaf Tietje (Ludwig-Maximilians-Universität München)

16 Uhr: Kollegiale Beratung zu eigenen Forschungsideen in Kleingruppen; Janine Birwer (Universität Duisburg-Essen), Laura Einhorn (TH Köln) und Ihr.

Zum Einstieg ins Thema:

Die Situationsanalyse (SitA) wurde als Theorie-Methoden-Paket zur Analyse qualitativen Forschungsmaterials in den frühen 2000er Jahren von der US-amerikanischen Soziologin Adele Clarke entworfen und in den Folgejahren von ihr und ihren Kolleginnen Carrie Friese und Rachel Washburn weiterentwickelt. Die SitA entspringt theoretischen und methodologischen Grundannahmen der Grounded Theory, die sie um diskurstheoretische Elemente sowie um wesentliche Konzepte wie die der nichtmenschlichen Elemente,  implizierten Akteure und der Grenzobjekte erweitert. Sie gründet auf pragmatistischen, interaktionistischen und poststrukturalistischen Annahmen und zielt darauf ab, nicht wie in der klassischen Grounded Theory einzelne soziale Handlungen (im Sinne eines basic social process) in den Fokus zu nehmen, sondern soziale Welten, Arenen, Aushandlungen und Diskurse zu erforschen. Die erforschte Situation als Ganzes ist dabei in ihrer Komplexität die Untersuchungseinheit. Als Forschungsstil lädt die SitA ein, verschiedene Formen der Materialsammlung bzw. -generierung miteinander zu verknüpfen (z. B. Interviews, Dokumenten- und Bildanalysen, ethnografische Elemente). Ein wesentliches Analysewerkzeug ist die Erstellung verschiedener Karten, das Mapping (vgl. Clarke 2012: 35).

Die erste Publikation Clarkes von 2005 wurde 2018 durch eine überarbeitete Ausgabe (Clarke et al. 2018) sowie eine stärker anwendungsorientierte Publikation (Clarke, Washburn et al. 2022) ergänzt. Die erste umfangreichere deutschsprachige Rezeption fand durch die im Jahr 2012 erschienene Übersetzung von Clarkes Grundlagenwerk durch Reiner Keller statt. Seitdem sind auch im deutschsprachigen Raum einige empirische Arbeiten erschienen, die die SitA für sich nutzen (z.B. Marr 2021; Mazur 2022; Offenberger 2019; Offenberger & Schwertel 2022; Gaedicke 2025). Der deutschsprachige Sammelband „Die Situationsanalyse als Forschungsprogramm“ (Gauditz et al. 2023) spiegelt das gestiegene Interesse an der SitA auch in der deutschen Forschungslandschaft und ist, neben der Gestaltung von methodischen Panels bei sowie der Organisation eigener Fachtagungen, Ergebnis der Überlegungen der 2015 gegründeten, interdisziplinären ‚AG Situationsanalyse‘ (ebd.: V).

 

Literatur

 

Clarke, A. E. (2012). Situationsanalyse. Grounded Theory nach dem Postmodern Turn. Herausgegeben und mit einem Vorwort von Reiner Keller. Wiesbaden: Springer VS.

Clarke, A. E., Friese, C. & Washburn, R. (Eds.) (2018). Situational Analysis. Grounded Theory After the Interpretive Turn (2nd ed.). London, Thousand Oaks: Sage Publications.

Clarke, A. E., Friese, C. & Washburn, R. (Eds.) (2022) Situational Analysis in Practice. Mapping Relationalities Across Disciplines. (2nd ed.) London: Routledge

Gaedicke, Sonja (2025): Urbane Angsträume. Eine Situationsanalyse zu diskursiven Konstruktion öffentlicher Räume. Bielefeld: transprict Verlag.

Gauditz, L., Klages, A.-L., Kruse, S., Marr, E., Mazar, A., Schwertel, T., Tietje, O. (2023): Die Situationsanalyse als Forschungsprogramm. Theoretische Implikationen, Forschungspraxis und Anwendungsbeispiele. Wiesbaden: Springer VS.

Marr, E. (2021). Vorstellungen von einem guten Leben bei Heranwachsenden in mehrfach belasteten Lebenszusammenhängen: Eine multiperspektivische Fallstudie. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.

Mazur, A. (2022). Verantwortung und Ambivalenz: Shared Decision Making und Disease-Management-Programm bei der Gesundheitsversorgung von Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2. Eine Situationsanalyse. Universität Kassel. doi: https://doi.org/10.17170/kobra-202108274654.

Offenberger, U. (2019). Anselm Strauss, Adele Clarke und die feministische Gretchenfrage.Zum Verhältnis von Grounded-Theory-Methodologie und Situationsanalyse. Forum:Qualitative Sozialforschung/Forum: Qualitative Social Research, 20 (2), Art. 6.

Offenberger, U. & Schwertel, T. (2022). Qualitative Gesundheitsforschung, Science and Technology Studies und Situationsanalyse. Einsichten aus der Forschung zur Tiefen Hirnstimulation. In J. Jellen & H. Ohlbrecht (Hrsg.), Perspektiven und Chancen qualitativer Gesundheitsforschung, Zeitschrift für Qualitative Forschung (S.177–192).