Am 16. und 17. Mai kamen etwa 30 Personen an der TH Köln und Online zusammen, um sich über Forschungsmethoden für die Sozialwissenschaften auszutauschen. Der Methodenworkshop thematisierte diesmal den Forschungsansatz der „Mixed Methods“ und wurde gemeinsam mit der DGS-Sektion Sozialpolitik und dem Promotionskolleg NRW durchgeführt.
Als Expertin in dem Gebiet konnte Nina Baur von der TU Berlin für die Veranstaltung gewonnen werden. In ihrer Keynote informierte sie darüber, was Mixed Methods überhaupt bedeuten kann, und vertat die These, dass viele Fragestellungen in der Sozialpolitik und Sozialen Arbeit gar nicht
ohne Methodenkombinationen beantworten werden können. Mixed Methods können wechselseitige Schwächen, die in der monomethodischen Forschung aufkommen (nur qualitativ / nur quantitativ), ausgleichen und erstrahlen so als Chance für einen umfassenden Erkenntnisgewinn.
Da die Forschung unter Anwendung von Methodenkombinationen einen erhöhten Arbeitsaufwand mit sich bringt, ist eine strategische Organisation und die Teilung der Arbeit auf ein Team ratsam. Für Qualifizierungsarbeiten, wie Promotionsprojekte, sollte die Entscheidung für Mixed Methods wohl überlegt werden. Güte und Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse sind zwei Aspekte, die hier besonders reflektiert werden sollten. Darüber hinaus wurde der spezielle Forschungsansatz in die wissenschaftlichen Fachkulturen eingeordnet und erläutert, welche methodologischen Konsequenzen sich ergeben, wenn Wissenschaft eher auf Anwendungsforschung oder eher auf Grundlagenforschung abzielt. Anhand von Beispielen aus der eigenen Forschungspraxis zeigte Nina Baur die Unterschiede iterativer vs. linearer Logik auf und ging der Frage nach, zu welchem Zeitpunkt mensch mit welchen Methoden ins Feld gehen sollte.
Schließlich wurde darauf hingewiesen, dass die Analyse des erhobenen Materials maßgeblich vom Auswertungsziel abhängig ist. Zur Einordnung wurde zwischen einem Phasenmodell und einem Komplementaritätsmodell unterschieden.
Anschließend waren die Teilnehmenden dran. Sie präsentierten den aktuellen Stand ihres Promotionsprojekts und stellten ihr Vorhaben im Plenum zur Diskussion. Folgende Themen wurden in dem Rahmen behandelt:
- Übergang und Gestaltung des Übergangsprozesses zwischen Kita und Grundschule
- Transgenerationale Effekte der Werteorientierung im Kontext von Zwangsmigration nach dem Zweiten Weltkrieg
- Eingliederungshilfe für Menschen mit Demenz
- Homo- und bisexuelles Alter(n) mit Unterstützungsbedarfen in Deutschland
- Familien in heterogenen Kontexten erreichen: Familienleitbilder von Fachkräften Sozialer Arbeit
- Participating with Epidermolysis Bullosa (P-EB)
- Familienwohnen in Gemeinschaft und Nachbarschaft. Praktiken, Ressourcen und sozial-ökologische Transformation
- Zukunftsvisionen junger Menschen zu Zusammenhalt und Gesellschaft
- Berufsbiografische Einordnung von Glück bei Frauen in der öffentlichen Verwaltung
Mit Andrea Hense vom Soziologischen Forschungsinstitut der Universität Göttingen konnten die Präsentierenden sich wertvolles Feedback von einer langjährig forschungserfahrenen Person einholen.
Wer sich näher mit dem Ansatz der Mixed Methods beschäftigen möchte, ist herzlich dazu eingeladen, die Präsentation und die Literaturtipps von Nina Baur nachzuverfolgen: