Kick-Off Promotionsprogramm
Am 18.11.22 fand der Kick-Off Workshop unseres Promotionsprogramms „Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt politisches Handeln“ statt. Das Promotionsprogramm richtet sich an Promovierende mit einem Masterabschluss in Sozialer Arbeit oder einem anderen sozialwissenschaftlichen Fach, die zu dem Thema „Politisches Handeln Sozialer Arbeit“ forschen. Das Programm zielt darauf ab eine strukturierte Promotionsbegleitung für Promovierende anzubieten, die sich unter dem Themenfeld wiederfinden und den Austausch und die Vernetzung unter den Promovierenden zu fördern.
Langfristig soll das Programm dazu beitragen das Forschungsthema in die Lehre der Sozialen Arbeit zu übertragen und so die Zahl der BA- und MA-Abschlussarbeiten sowie der Promotionsprojekte zu diesem Thema zu erhöhen.
Neben der Vorstellung der Inhalte und der Struktur des Programms, standen an dem Tag vor allem das gegenseitige Kennenlernen und die Frage im Raum, was es eigentlich für eine gute Promotionsbegleitung braucht.
Policy Practice in der Sozialen Arbeit
Am Nachmittag diskutierten Miriam Burzlaff (Professorin an der Hochschule Neubrandenburg) und Lou Vossen (Lehrkraft für besondere Aufgaben an der TH Köln) die Fragen: Welche Formen und Strategien der politischen Praxis nutzen Sozialarbeiter:innen, um Einfluss auf politische Entscheidungsprozesse zu nehmen? Welche Faktoren und Mechanismen stehen im Zusammenhang mit dem Engagement von Sozialarbeiter:innen in der politischen Praxis? Und wie realistisch ist die Umsetzung von Policy Practice im Arbeitsalltag von Sozialarbeiter:innen in verschiedenen Handlungsfeldern?
Miriam Burzlaff stellte ihre Definition von Policy Practice vor. Neben verschiedenen Formen und Strategien geht Policy Practice über die individuelle Unterstützung hinaus und zielt mittels Strukturveränderungen auf langfristige Problemlösungen sowie Verbesserungen der Lebensbedingungen Adressat:innen Sozialer Arbeit. Policy Practice beschreibt damit Handlungen, die die Gestaltung und Implementierung neuer Politiken oder die Verteidigung von bereits existierenden Politiken, zugunsten einer Realisierung von Social Justice, fokussieren.
Lou Vossen berichtete aus ihrer Praxiserfahrung, dass die langjährige Eingebundenheit in ein bestimmtes Handlungsfeld der Sozialen Arbeit und die Orientierung am einzelnen Menschen zur Konsequenz haben kann, dass die Veränderung von Strukturen aus dem Blick gerät. Strukturelle Veränderungen anzustreben seien in der Praxis außerdem oftmals Leitungsaufgabe. Lou Vossen thematisierte außerdem die (dienstrechtlichen) Konsequenzen für Sozialarbeiter:inn, die z.B. eine Wiedersetzung gegen dienstliche Vorgaben nach sich ziehen kann. Genau deswegen braucht es, laut Miriam Burzlaff, ein „kollektives Trotzdem“. Diese Forderung zielt nicht nur darauf ab Policy Practice als Auftrag, der sich aus der Professionsethik ergibt, anzusehen sondern verweist auch auf die Macht, die aus einer Organisierung und Solidarisierung von Sozialarbeiter:innnen hervorgehen kann, vor allem angesichts des aktuellen Fachkräftemangels.