Sozialarbeiter:innen gestalten politische Prozesse in vielfältiger Art und Weise. Neben der Möglichkeit, als Privatperson oder im Rahmen der professionellen Tätigkeit in der Sozialen Arbeit politisch zu handeln (Gal und Weiss-Gal 2013), entscheiden sich Sozialarbeiter:innen auch dazu, politische Prozesse (haupt)beruflich mit zu gestalten, indem sie u.a. im Bundestag ein politisches Mandat annehmen.
Für Sozialarbeiter:innen ändern sich dadurch „die politischen Handlungsmöglichkeiten […] fundamental. Statt Entscheidungsträger:innen durch Expertise und Lobbyarbeit ‚von außen‘ zu überzeugen“ (Leitner und Stolz 2023, S. 2), werden sie selbst zu Entscheidungsträger:innen und zählen damit zu den wichtigsten Akteur:innen im politischen Strom (Herweg et al. 2018, S. 25).
Im Rahmen des DemSoz-Teilprojekt 5 („Politik als Beruf“, dazu Löffler 2023) ist Thorsten Niedler der Frage nachgegangen, inwieweit Sozialarbeiter:innen im Bundestag vertreten sind.
Von den 736 Bundestagsabgeordneten der 20. Wahlperiode haben elf Personen ein Studium der Sozialpädagogik, Sozialarbeit oder Sozialen Arbeit absolviert, das entspricht einem Anteil von 1,5% aller Abgeordneten. Anhand der öffentlich verfügbaren Daten aus „Kürschners Volkshandbuch Deutscher Bundestag“, der Webpräsenz des Deutschen Bundestages sowie der Parteifraktionen und den Homepages der Abgeordneten wurden Steckbriefe zu den Abgeordneten der Sozialen Arbeit erstellt. Neben allgemeinen Angaben zur Person und Tätigkeit sind persönliche Erfahrungen des Lebenslaufs in die Kategorien Bildung, Beruf, Politik und Weiteres differenziert. Die Kategorien dienen lediglich der Übersichtlichkeit. Soweit genaue Zeiträume für bestimmte Aspekte bekannt sind, werden diese in Klammern angegeben.
Alle Informationen beruhen auf Selbstangaben der Politiker:innen und spiegeln die Biografien in unterschiedlichem Umfang wieder. Die Vorstellungen laden ein, weiter zu fragen: Was kann über den schulischen, professionellen und politischen Werdegang der Sozialarbeiter:innen als Berufspolitker:innen gesagt werden? Welche politischen Interessen verfolgen sie und inwieweit gelingt es den Mandatsträger:innen, professionseigenes Wissen in bundespolitische Prozesse einzubringen?
Quellen
Deutscher Bundestag: https://www.bundestag.de/abgeordnete/biografien
Gal, John; Weiss-Gal, Idit (Hg.) (2013): Social workers affecting social policy. An international perspective on policy practice. Bristol und Chicago: Policy Press. Online verfügbar unter https://ebookcentral.proquest.com/lib/kxp/detail.action?docID=1114964.
Holzapfel, Klaus-J. (Hg.) (2022): Kürschners Volkshandbuch Deutscher Bundestag 20. Wahlperiode. Online verfügbar unter: https://www.bundestag.de/services/glossar/glossar/K/kuerschner-249700
Herweg, Nicole; Zahariadis, Nikolaos; Zohlnhöfer, Reimut (2018): The Multiple Streams Frame-work: Foundations, Refinements, and Empirical Applications. In: Christopher M.; Sabatier, Paul A. (2018): Theories of the Policy Process; Routledge, New York
Leitner, Sigrid; Stolz, Klaus (2023): „Politik als Beruf“ – Sozialprofessionelle als Mandatsträger:innen. In: Simone Leiber, Sigrid Leitner und Stefan Schäfer (Hg.): Politische Einmischung in der Sozialen Arbeit. Analyse- und Handlungsansätze. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer (Grundwissen Soziale Arbeit, 47), S. 199–212.
Löffler, Eva Maria (2023): Aus der Sozialen Arbeit in die Politik. Der professionelle und politische Werdegang von Sozialarbeiter:innen in der Landes- und Bundespolitik. In: Soziale Arbeit 72 (5), S. 176–183
Weible und Paul A. Sabatier (Hg.): Theories of the policy process. Fourth edition. New York, London: Routledge Taylor & Francis Group (ProQuest Ebook Central), S. 17–54.